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                               Ein Tag

Nun war er fort. Und es war Samstagmorgen, und die Sonne schien. Er war gestern gefahren. Und sie war frei für alles und frei von allem. Keine Zwänge, kein Rücksicht nehmen mehr, auf nichts eingehen müssen, auf nichts und niemanden.

Sie ging. Ziellos. Buchläden, Schaufenster, Cafés; eine Leierkastenmann, Brunnen mit Wasserspielen, verliebte Pärchen.

Sonnenlicht fiel in die dunklen Gassen, auf die Köpfe der Menschen, teilte das Rennen und Hasten in ein bizarres Licht-Schatten-Spiel. Die Welt war voll und leer zugleich; sie regte sich äusserlich, aber innen war sie kalt und tot.

Sie lief schneller; unruhig bahnte sie sich den Weg durch Reklamen und Kaufhäuser.

 In ihrem Zimmer war es ruhig. Nur die Geräusche der Welt drangen durch das Rascheln vertrockneter Blätter, das Vogelgezwitscher und das ferne Rauschen der Autoreifen auf kaltem Asphalt.

Sie war frei von allem und frei für alles.

Die Sonne stand tief, und ihre Strahlen zerteilten das Zimmer in Abschnitte, in warme und kalte Regionen, in die sie sich  - beständig wechselnd - stellte, setzte, legte - wartend und hoffend.

Der Tag versank. Das Zimmer schimmerte im trostlosen Gold des Abendlichtes. Erinnerungen weckten Sehnsüchte und Zweifel.

Und es war etwas in der Welt, das sie nicht verstand.

copyright by Jürgen Spalink

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